Geschichte

Geschichte

Stuckateure und Trockenausbauer stehen in bester Tradition

Schicht um Schicht ein Stück Geschichte

Stuck begleitet uns Menschen schon seit vielen Jahrtausenden. So wurden bei Ausgrabungen in der heutigen Türkei Innenräume entdeckt, die rund 7000 vor Christi Geburt mit plastischen Gipselementen in Form von Stierköpfen kunstvoll dekoriert worden waren. Im Gegensatz dazu blickt der Trockenbau auf eine vergleichsweise kurze Historie zurück.

Vom Teer zum Trockenbau

Seine Anfänge liegen im US-Bundesstaat Connecticut. Dort startete der Unternehmer und Erfinder Augustine Sackett (1841–1914) gegen Ende des 19. Jahrhunderts Versuche, aus Teer- und Papierschichten sogenannte Ersatzkisten zu erzeugen – allerdings mit bescheidenem Erfolg. Einige Jahre später griff Sackett gemeinsam mit Fred L. Kane, einem seiner Mitarbeiter, dieses Prinzip wieder auf, um aus Teer und Strohpapier mehrschichtige Wände sowie Decken herzustellen. Diese Produkte wurden allerdings keine Bestseller, was vermutlich ihrer geringen Qualität geschuldet war. 1890 wurde schließlich die Trendwende eingeläutet, indem Teer durch Gips ersetzt wurde. Die offizielle Geburtsstunde der Gipskartonplatte markiert das Jahr 1894: Sackett erhielt für diese sogenannten Sackett-Wallboards das US-Patent.

Entwicklungen mit Zukunftspotenzial

Ob unkomplizierte, rasche und vor allem trockene Verarbeitung, Feuerfestigkeit oder Stabilität: Die Gipskartonplatten wiesen bereits sämtliche Vorzüge auf, weshalb sie auch heute noch hoch geschätzt werden. Bereits 1909 wurden in Sacketts Fabriken Gipskartonplatten im Ausmaß von 4,5 Millionen Quadratmeter erzeugt. Verkauft wurden sie an eine Firma (US Gypsum Company), wo sich der Ingenieur Clarence Utzmann erfolgreich um die Behebung des Kantenproblems kümmerte. Gelöst wurde es 1910 mit der sogenannten ummantelten Kante. Ebenfalls einen bedeutsamen Beitrag zum Thema Trockenbauplatten leistete E. B. Hummer. Er beschäftigte sich mit dem Bereich der Anwendungstechnik und entwickelte beispielsweise dünne, stabile Wände ohne tragende Funktion.

Internationaler Erfolg „made in USA“

Allerdings bedurfte es erst des Ersten Weltkriegs, um der Gipskartonplatte für den Trockenbau zum Durchbruch zu verhelfen – zumindest in den Vereinigten Staaten. Damals wurden Verkleidungen für Soldatenbaracken benötigt, die einer Feuereinwirkung widerstehen. Eine Aufgabe, bei der sich die Gipskartonplatten bestens bewähren konnten. Nach dem Ersten Weltkrieg trat dieser praktische Baustoff für Trockenausbauer auch in Europa langsam, aber stetig seinen Siegeszug an – wenn auch mit einigen Rückschlägen.

Endlich angekommen: Seit fünfzig Jahren in Österreich

Vor allem in Mitteleuropa wurde die leichte, dünne Neuheit für den Bau anfangs skeptisch beäugt. Mitte des 20. Jahrhundert schafften es die Rigaer Gipswerke in Deutschland mit ihrer Rigipsplatte, den Trockenbau nach und nach zu etablieren. In Österreich dauerte es hingegen noch bis in die 1970er Jahre, bis sich Gipskartonplatten einer steigenden Verbreitung und Beliebtheit erfreuen konnten – dem damaligen Fertigteilhaus-Boom sei Dank. Mittlerweile ist der europäische Markt in Sachen Produktentwicklung und Innovation am Vormarsch.

Share by: